Maßschneiderei – Bedeutung und Aufwand

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Maßschneiderei – klingt gut, oder?

Ein wenig altmodisch, auf jeden Fall ein Garant für Qualität und – am wichtigsten – die Herstellung von Kleidung, die nur einem Menschen und seinen spezifischen Maßen wirklich passt.

Ich möchte euch heute einen Einblick in die Maßschneiderei bieten, und was es eigentlich heißt, ein Kleidungsstück auf Maß zu nähen.
Hinweis: dieser Beitrag wurde aus meiner Sicht, als ich noch „offiziell“ Aufträge angenommen habe, geschrieben.
Jeder Maßschneider arbeitet etwas anders, also ist das hier kein Leitfaden oder Din A 0815 für die perfekte Vorgehensweise…

Schritt 1.: Was darfs denn sein?

Ganz wichtig, bevor auch nur eine Naht genäht werden kann – ich muss wissen, was mein Kunde/Opfer/Versuchskaninchen 😉 eigentlich haben möchte.

Dafür gibt es die Modellzeichnung(en), wenn es historisch werden soll, kommen Nachweise (historische Vorlagen) hinzu.

Prince Hal zeich

(… kann dann in etwa so aussehen…)

Außerdem suchen wir den passenden Stoff und anderes notwendiges Material (Knöpfe usw) aus.

-> (Dauer: ca. 1/2h bis oben offen…)
Wenn ich für mich nähe, artet das manchmal ein bisschen aus. Ich sammle Vorlagen, Inspirationen, Bilder, Stoffschnipsel, mache Notizen und kritzel so lange, bis ich einen ziemlich genauen Plan davon hab, was es werden soll.

2.: Versessen aufs Vermessen!

Das Ausmessen ist einer der wichtigsten Punkte in der Vorbereitung, sonst könnt ich ja das „Maß“ in der Schneiderei gleich über Bord hauen – ich brauch es immerhin für Punkt…

-> (Dauer: ca. 1/2h)

3.: Der Schnitt. Manchmal auch der goldene.

Nach den Maßen meines Kunden/ meiner Kundin entsteht zuerst ein Grundschnitt, der dann nach den individuellen Anforderungen des Modells geändert wird.

Schnittzeichnen_01

009

4.: Das Probeteil/die erste Anprobe

Weil ich meine Kunden nicht immer selbst ausmessen kann und so ein Schnitt in den seltensten Fällen gleich perfekt passt, nähe ich ein Probeteil aus Baumwolle.

-> (Dauer ca. 1 – 3h)

Das wird anprobiert, ich male drauf rum, zeichne neue Ausschnittverläufe, wo Taschen hin sollen, wo Knöpfe sitzen, wie viel schmaler die Schulter wird usw.

Danach ändere ich den Schnitt, je nachdem welche Änderungen ich am Probeteil markiert habe.

Bea Probe 1

Bea Probe 2

(Vielen Dank an Bea 🙂 )

-> (Dauer ca. 1/2 – 2h)

5.: Aufschnitt! Äh, Zuschnitt

Dieses Mal aber wirklich mit dem guten Stoff.

Zuschnitt

Wenn es sich irgendwie einrichten lässt, plane ich eine zweite Anprobe an, um die entgültige Saumlänge festzulegen und noch einmal die Passform und vor allem den Sitz des Ärmels zu überprüfen.

Leider ist das nicht immer möglich, also nähe ich das gute Stück in einem Rutsch fertig.

Absteppen

-> (Dauer: manchmal nur 5, gelegentlich auch mal 20 Stunden)

6.: Angucken. Freuen. Kontrollieren.

Ist das gute Stücken subjektiv betrachtet „fertig“, schau ich es mir noch einmal ganz genau an, schneide Fädchen ab, bügel die Nähte noch einmal aus und Knitter weg, kontrolliere ob ich alle sichtbaren Heftfäden entfernt habe, die Ärmel richtig herum eingenäht sind 😉 usw und – das ist das Beste daran – nähe mein Schildchen ein.

Seitenansicht

Knopfleiste

(Keine Fädchen? Fussel? Alle Knöpfe dran?)

-> (1/4 – 1/2h)

7.: Glückliche Kunden. Hoffentlich.

Zum Schluss gehen die meisten fertigen Stücke in die Post und ich bin leider nicht immer dabei, wenn sie bei ihrem neuen Besitzer anprobiert werden. Also hocke ich daheim und knabber an den Nägeln, bis ich ein „Juhu, wie toll!“ oder „Wasn das für ein Kartoffelsack“ als Reaktion bekomme 😉

Sollte jedoch die finale Anprobe in meiner Gegenwart statt finden, zupfe ich am Endprodukt herum, überprüfe den Sitz und finde meistens noch was zum optimieren. Besser geht immer.

-> (0 bis x Stunden 😉 )

Warum dieser Blogbeitrag?

Kleidung hat im 21. Jahrhundert deutlich an Wert verloren. T-Shirts gibt es für 2€, und da alles irgendwie aus Stretch gemacht ist bzw Elasthan enthält, wissen wir nicht mehr, wie gut sitzende Kleidung eigentlich aussieht.
Immer wieder erlebe ich, dass Leute in Larp-Flohmarkt-Gruppen nach „schönen, aber nicht zu teuren“ Klamotten Ausschau halten und dann von realistischen Preisen völlig entsetzt sind.
Wieviel Aufwand steckt in Maßarbeit? Das wollte ich euch nahe bringen.
Habt einen schönen Abend!
Euer Nadelweib

Das Nadelweib hört…

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Traurig, aber wahr – das Ende der Saison steht bevor.

Noch schwitzen wir und verfluchen die hochsommerlichen Temperaturen, aber bald wird es Zeit fürs berühmte „das mach ich im Herbst/Winter“ (ahaha ja genau…), lange Abende am Küchentisch oder Wohnzimmerfußboden – bastelnd, zuschneidend, nähend und Vorbereitungen treffend für 2016.

Für solche Abende und Wochenenden suchen wir uns die Lieblingsserien, neue Filme und passende Musik zum im Hintergrund dudeln lassen.

Für Letzteres hab ich heute eine Empfehlung für euch:

Kennt ihr schon „Liederlicher Unfug“?

Unfug

Die Jungs und Mädels um Stephan Groth (u. a. Drehleierist bei Faun) machen seit über einem Jahrzehnt zusammen Musik, und zwar mittelalterliche Musik. Anders als ihr jetzt denkt.

Sie verzichten auf Dudelsack, Rums-Bums-Davul und die alten, ausgelatschen Markt-“Evergreens“.

Stattdessen hört man ( u. a.) mittelhochdeutsche, galicisch-portugiesische und mittelenglische Texte aus dem Hoch – und Spätmittelalter in wundervoll rhythmisch arrangierte Klänge verpackt.

Hier und da gibt es Klassiker wie „Herr Mannelig“ und die „Merseburger Zaubersprüche“ auf die Ohren – aber eben auf die ganz eigene, ganz und gar unliederliche Unfug-Art.

Jetzt mal ernsthaft. Ich liebe diese Musik. Sie begleitet mich seit meiner Teenager-Zeit, wann immer ich schönen Gesang zu schöner Musik haben wollte (unter anderem auch bei DSA-Runden…), hab ich zur ersten Unfug-CD gegriffen (Schlenkerschläuz, 2005) gegriffen.

Und seit letztem Wochenende besitze ich nun endlich die neue Scheibe – „Mirst von Herzen leide“, 2010.

Obwohl man sie von vorn nach hinten und einmal zurück durchhören kann, hab ich ein paar Lieblinge – Što mi e milo“, ein mazedonisches Lied a capella gesungen, das ohne Schnickschnack auskommt und zum Mitsingen einlädt – auch wenn ich wenig bis keine Ahnung habe, _was_ ich da eigentlich singe.

Dann ist da natürlich der Titeltrack „Mirst von Herzen leide“ (T./M. Neidhart von Reuental) aus dem 13. Jahrhundert, und aus der Reihe der Instrumentalstücke (na gut, mit kleiner Vokaleinlage) „Biene Bourrée“ (M. Sabine Gerth), ein echtes Gute-Laune-Lied.

Auf ihrer Website könnt ihr unter „Gehörproben“ mal rein lauschen und mithilfe der CD-Booklets klappts dann auch beim Mitsingen der mazedonischen Texte 😉

Unbedingte Empfehlung!

Viel Spaß beim hören wünscht euch

Das Nadelweib

P.S.: Wer die Jungs und Mädels mal live hören will, muss schon echt viel Schwein haben. Eingespannt in diverse Nebenprojekte und Real Life (uäh, wer macht denn sowas 😉 ) kommen sie leider sehr selten als „Unfug“ zusammen. Gerüchte sagen allerdings, dass man sie immer mal bei der Jam Session im Studentenclub Traumtänzer erleben kann. (Jeden zweiten Montag im Monat…)

(Alle Rechte für Bilder/Musik liegen bei „Liederlicher Unfug“)

Hosen für den Herrn – nicht kurz, aber knackig.

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Des Liebsten neue Kleider

stellen mich aktuell immer wieder vor neue Herausforderungen.

Und jetzt zeig ich euch, wie ich einen Teil davon an ihm anprobiert habe.

Aufgabe 1:  enge, spätmittelalterliche Hosen nähen.

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Wie eng die waren könnt ihr hier sehr gut sehen.

Und ein dazu passender Fund zeigt deutlich, dass die Darstellung anscheinend nicht weit von der Realität entfernt ist:

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(Hose unter Rüstung getragen, 14. – 15t. Jhdt. Bayrisches Nationalmuseum München)

Die hier gezeigte „Hose“ ist ein Zwischenschritt von den geteilten Beinlingen zur zusammenhängenden Hose, aber ihr seht – viel Platz war da nicht in den Hosenbeinen 😉

Tja, wie kriegt man eine Hose, die aus Wollstoff sein soll und kein Elasthan beinhalten darf, so eng und dennoch bequem tragbar?

Der Schnitt sieht etwa so aus:

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(Kurzes Fachchinesisch: Keine Innenbeinnaht, die Aussenbeinnaht auf die Rückseite des Beins verlegt.)

> Zu den Maßen: nehmt die Körpermaße des Beines – direkt auf der Haut gemessen – und addiert zu allem, was ein Umfang ist (Hüfte, Oberschenkel, Knie usw.) Bequemlichkeit dazu (ergibt das Schnittmaß). In dem Fall waren es ca 2 cm, bei einem Kleid sind ca. 4 cm für körpernahe Bekleidung zu empfehlen.

(Das fuktioniert für alle Schnitte, die ihr aufstellt. Mit der Bequemlichkeit geht ihr sicher, dass es nicht zu eng wird, und ihr könnt beim Probeteil das wegstecken, was zu viel ist.)
Dann wird dieses leicht bizarre Gebilde zwei mal im schrägen Fadenlauf zugeschnitten.
Wenn man ein Probeteil näht – was ich getan habe, und das ist zu empfehlen – reicht einmal aus Probestoff, aber auch im schrägen FDL.

Mein Liebster war so freundlich, sich sozusagen ab der Hüfte abwärts als Modell für diesen Blog bereit zu stellen:
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Ihr seht: die Hose hat noch keinen Fußteil und die hintere Naht verläuft in einem Bogen über das Gesäß zur hinteren Mitte.
Die hintere Naht hab ich enger gesteckt und die Differenz in den Schnitt übertragen.
Für die einzelne Socke kann ich nichts 😉

Inzwischen sind die Hosen fertig, passen gut, ER ist zufrieden damit, nur noch die Nestellöcher fehlen und ich bin stolz drauf, wieder eine neue Herausforderung bewältigt zu haben.
(Fotos folgen!)

Dies ist ein kleiner, erster Exkurs in Sachen Schnitt, Maße und Kleidung anpassen. Projektbezogen wird es dazu noch mehr von mir geben.

Euer Nadelweib

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Schnittschema von:
http://www.historiclife.com/Essays/howto_hose.html

Killer-Kaninchen und musikalische Hasen

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Freunde der gepflegten Abendunterhaltung,

auch wenn ich gerade bis Oberkante Unterlippe in Arbeit stecke, DAS konnte ich euch nicht vorenthalten.

Letztes Wochenende in Morimondo fand ich einen ganz wundervollen Jagdhut mit einem… außergewöhnlichen Motiv:

DSCN8862

Und ich dachte mir so… yeah, Blümchen kann jeder, aber Trompete spielende Hasen?

Nein, ich hab den Hut nicht gekauft, mir allerdings fest vorgenommen, meinen geplanten Jagdhut mit einem ähnlichen Motiv zu verzieren.

Vor nicht mal einer Viertelstunde befand ich mich während einer Arbeitspause auf der Suche nach anderen, mittelalterlichen Hasenmotiven – völlig ahnungslos.

(Ich wusste wirklich noch nichts davon, ehrlich…)

Jetzt weiß ich, wie Monty Python auf die Idee mit dem Killerkaninchen von Caerbannog kam.

(Genug geschrieben, bestaunt die Bilder. Es sind sogenannte „marginalia“ (lat.: Nebensächlichkeit) aus mittelalterlichen Handschriften. Alter Schwede müssen die Buchmaler damals gut drauf gewesen sein O.o )

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(Paris, Bibl. de la Sorbonne, ms. 0121, f. 023)

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(Verdun, Bibl. mun., ms. 0107 (?))

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(British Library, Royal MS 10 E IV, detail of f. 61v. The Decretals of Gregory IX [the Smithfield Decretals], edited by Raymund of Penyafort (or Peñafort); with the glossa ordinaria of Bernard of Parma in the margin. c.1300-1340)

Aber zum Glück sind nicht alle Langohren so fies drauf, nein, es gibt genügend von ihnen, die sich im Feld der Musik austoben…

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(Detail of a miniature of a rabbit with a trumpet, from the border of the folio. England, S. (London?) )

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(Macclesfield Psalter)

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(Bodl. Ashmole 1525)

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(Cambrai, MS 102)

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(Rennes Ms0255)

Nebenbei: in den marginalia finden sich nicht nur Hasen, auch anderes Getier treibt da sein Unwesen.

Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, ob ich einen Caerbannog-Hut oder eher etwas friedlicheres auf meinem Haupt tragen will.

Habt einen schönen Abend, ihr Lieben!

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Quellen:

http://sexycodicology.net/blog/medieval-killer-bunny/
http://sexycodicology.net/blog/killer-bunny-vacation/

http://de.wikipedia.org/wiki/Marginalie

Das Moorkleid aus Irland – Grande Assiette excessif

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Mittelalterliche Schnitte

so originalgetreu wie möglich nacharbeiten kann zu einem echten Abenteuer werden.

So eins erlebte ich mit dem „Moy Bog“-Kleid – einem textilen Fund aus dem Jahre 1931 in Irland / County Moy.

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Leider wurden weder die Überreste der Frauenleiche noch die textilen Fragmente genauer datiert – jedoch wurde der zeitliche Rahmen anhand der Schnittlinien auf 1350 bis 1500 geschätzt.

Folgte man besagten Schnittlinien und vervollständigte sie, kam man auf folgendes Schnittmuster:

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Gerade die verlegte Schulternaht nach vorn in den Brustbereich, die zwei Keile im Ärmel, ein geradezu riesiges Armloch im Rücken und die unter dem Arm eingesetzten Mini-Keile fallen dabei besonders auf.

Geschlossen wurde das Kleid durch (mindestens) sieben Knöpfe in der Front – ebenso an den Ärmeln.

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-> Ich wollte schon lange mal ein Knopfkleid haben, außerdem hatte ich gerade ein paar Meter rotes Leinen daheim rumliegen. Also nahm ich den Schnitt und damit das Kleid in Angriff.

(Ist ja nicht so, dass ich nicht genügend Projekte rumliegen hab, die fertig werden müssen, nein, ach Quatsch… So. Genug Ironie für einen Blogbeitrag.)

Die Bearbeitung dieses Kleides sollte ein erster Versuch sein, um den Schnitt zu testen und das Ganze evtl noch mal in Wolle zu nähen.

Allerdings entschied ich mich für ein paar Änderungen im Schnitt/ der Gestaltung.

Die Mini-Keile unter den Ärmeln wollte ich (der Einfachheit halber) weglassen, und das Kleid mit unauffälligen Schnürungen an den Seiten schließen – nicht mit den Knöpfen in der Front.

(Diese Entscheidung hatte praktische Gründe: Leinenkleid = etwas dünner, kühl am Abend, also zieht man ein Wollkleid drüber, dann stört die Knopfleiste in der vorderen Mitte.)

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Genug Theorie. Ran an den Speck.

1. Schritt: Grundschnitt aufstellen. Der letzte mit meinen Maßen war schon eine Weile her, und dank der „Besonderheiten“ meiner Figur muss ich immer etwas gründlicher arbeiten.

2.: Schritt: Grundschnitt kopieren, nach „Moy Bog Schema“ ändern. Das große Armloch einzuzeichnen war schon reichlich seltsam.

3.: Probeteil nähen, aus alter Baumwoll-Bettwäsche. Das lohnt sich immer, wenn man Schnitte verarbeitet, die man noch nicht kennt oder der Stoff schlicht so teuer ist, dass man Angst hat rein zu schneiden 😉

(Das passte dann soweit auch ganz gut, spannte nur – oh Wunder – ein wenig um die Hüfte.)

4.: Zuschnitt mit dem entgültigen Stoff.

Hier seht ihr den Ausschnitt vorn… Ausschnitt vorne

… mit den verlegten Schulternähten und der Naht in der vorderen Mitte (beides bereits ein Stück weit versäubert, um den Beleg einnähen zu können).

Versäubern

Der Beleg (graues Leinen) ist ein guter Weg, um eine saubere Kante am Ausschnitt zu erhalten und die Kante vorm Ausdehnen zu schützen.

Ihr könnt ihn auch ganz schmal halten (1 – 2 cm) und den Oberstoff verwenden, dann fällt er kaum auf.

-> Tja, und hier wäre die Rückansicht.

Das nennt man dann wohl „Grande Assiette excessif“.

(Nachträglich denke ich, dass es schlau gewesen wäre, die schrägen Kanten mit einem Bändchen oder zumindest einem Maschinenstepp zu sichern. Sowas fällt einem natürlich erst ein, wenn man den Blog schreibt.)

Ausschnitt hinten

Der Ärmel mit dem großen Keil im hinteren Teil sah entsprechend abgefahren aus.

Und der erste „Einsetz-Versuch“ des Ärmels ging ordentlich schief.

(Ich stecke meine Ärmel vollständig genäht in ein geschlossenes Armloch ein, also die „Ringsherum“-Variante, nicht die, bei der man Seitennaht und untere Ärmelnaht zusammen schließt.)

Rückansicht Maibock

Ihr seht, dass der Keil hässliche Falten wirft, irgendwie „zu viel“ ist – auf keinen Fall schön und ansprechend.

Also trennte ich die Heftnaht wieder auf (grummelnd) und dachte darüber nach, wie ich das Ärmel einsetzen besser gestalten konnte.

(Letztendlich hab ich den hinteren Keil flach liegend unter den Ausschnitt des Armlochs gesteckt, wieder geheftet, und dann mit Hand eingenäht…)

Links: neu eingehefteter Ärmel Marke „Geht doch!“, Rechts: wartet noch auf Korrektur.

Ärmel verbessert

Von vorn und von der Seite sahs gar nicht so doof aus… natürlich noch ungebügelt und die Seiten nur zugesteckt.

Moy Bog seitlich
Moy Bog vorn

Die Falten unter dem Arm kommen von dem kleinen Keil, den ich gemäß Schnitt im vorderen Armkugelbereich eingesetzt hab.

Für einen schöneren Fall im Rock hab ich den Rockkeil in der hinteren Mitte noch ein Stück weiter nach oben gesetzt.

Außerdem steckte ich den unteren Teil der Ärmel direkt an meinem Unterarm ab, und versäuberte ihn wieder mit einem Beleg. (Mehr Stabilität für die angedachten Knopflöcher.)

Typisch für solche Projekte: wenn es die letzte Minute nicht gäbe, würde auch nichts fertig werden…

Die Knopflöcher nähte ich bei Christian am Vorabend der Veranstaltung, auf der ich das Kleid tragen wollte.

Ärmel
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Und die Knöpfe dazu während der Fahrt (17 pro Ärmel, im Abstand von 1,5 cm), den Saum am Freitag, übers Bügeln sah ich nach Transport im Koffer mal hinweg 😀

———- Premiere! ———-

… für das Kleid, die kleine dunkelbraune Gugel und mein neues Beutelchen in dunkelblau mit Seidenquasten.

Moy Bog in Aktion 1

Was für eine knallige Farbe O.O (Jagdhut von Christian ausgeliehen, jetzt will ich einen eigenen…)

Moy Bog in Aktion 2
Knöpfe

Fazit: Zwischendrin war mir der Schnitt ein bisschen unsympathisch, ums mal vorsichtig zu sagen. Aber das Endergebnis überzeugt doch, und ich werde mich in absehbarer Zeit an ein Moy Bog Kleid aus Wolle setzen. (Mit verstärktem Augenmerk auf den historisch korrekten Schnitt.)

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Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an die wunderbare Maike und meinen Christian. Ohne die Beiden gäbs wahrscheinlich wieder keine Bilder (und erst recht nicht so schöne 🙂 ) von den neuen Sachen – ich vergess das ja immer wieder.

Abgesehen davon wars nach fast einem Jahr Pause echt schön, mal wieder zu larpen – mit ganz vielen tollen Leuten, Lachanfällen, leckerem Essen und überraschend gutem Wetter nach einem feuchtfröhlichen Aufbau.

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Quellen:

http://matildalazouche.livejournal.com/3658.html

Tipps und Tricks – Shopempfehlungen

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Heute mal ganz kurz und knackig,

ihr habt mich gefragt woher ich meine Stoffe her bekomme.

Stoffstapel

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Wollstoffe sagenhaft günstig, schneller Versand, tolle Qualität:

www.aktivstoffe.de

Einer meiner Lieblingsshops seit Jahren mit einem großen Angebot:

www.stoffkontor.eu

Großes Angebot, tolle Stoffe für Fantasy-Kostüme:

www.stoff4you.de

Gutes Kunstleder und Velour-Kunstleder:

www.stoffmeile.de

Patchworkstoffe, Nähzubehör und ein großes Angebot von Bastelartikeln generell:

www.buttinette.de

Hochwertige Woll- / Leinen- / Seidenstoffe ohne Beimischungen:

www.naturtuche.de

Alle Zutaten für Korsetts und Mieder:

www.piccoli-shop.de

Sensationelle Auswahl an Borten, Bordüren, Spitze, Soutache usw:

www.spitzen-borten.de

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… „genug“ Stoff gibt es ja bekanntlich nicht 😀

Viel Spaß beim stöbern, einkaufen, nähen und träumen von tollen neuen Projekten

wünsch euch

Das Nadelweib 🙂

Tipps und Tricks – Werkzeug

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Nähen – schon klar…

Ihr wisst, wie das geht.
Aber vielleicht gehts noch ein bisschen leichter? Eventuell klappt das Anzeichnen noch ein bisschen genauer?

Ich möchte euch heute mein Handwerkszeug zeigen, mit dem ich (fast) jeden Tag arbeite, und das sich über die Jahre hinweg als nützlich erwiesen hat.

Ein kleiner Hinweis vorweg:

Die Investition in hochwertiges Werkzeug lohnt sich in der Schneiderei auf jeden Fall. Ihr erspart euch Frust, könnt genauer arbeiten und habt viel mehr Freude an eurem Hobby/Beruf.

1.: Anzeichnen

Kreide, Stift
Besonders bei kleinen Projekten und maßgenauer Kleidung, oder wenn ihr viele Teile zusammensetzen müsst, ist schon das exakte Anzeichnen wichtig.
Hier habt ihr viele Möglichkeiten.

> Oben: Schneiderkreide. Zerbricht bei mir immer schnell, bekommt ihr in drei – oder viereckigen Stücken, außerdem in verschiedenen Farben. Das dunkelblaue Kästchen rechts daneben ist ein > Kreideschärfer (Prym), sehr praktisch.
Mit einem Messer oder der Bastelschere gehts aber auch.
> Unten: Kreidestift, mit austauschbaren Minen. Anspitzbar mit einem ganz normalen Spitzer.

Kreideroller gesamt

> Mein Liebling, der Kreideroller (Prym)
Immer genau, wird nicht stumpf, liegt gut in der Hand, die Kreidekartusche ist austauschbar wenn sie leer sein sollte.

Auch toll für Leder (auf linker Lederseite anzeichnen, das Metallrädchen hinterlässt Spuren).

Kopierrad

> Kopier-Rädchen (Prym)

Zum kopieren bereits vorhandener Schnitte auf den Stoff (Schneider-Kopierpapier drunter legen), oder von Schnitten auf neues Papier, um sie danach zu ändern.

2.: Messen

Maßbänder

Maßbänder. Je mehr, desto besser 😉 Und die gibt es in vielen Varianten. (z.B. von Prym)

> Links: „normales“ Maßband, 150 cm

> Rechts:  „Taillenmaßband“, 150 cm – bei 0 cm habt ihr einen kleinen Haken, und von 60 bis 100 bei jedem Zentimeter ein kleines Loch.
Maßband an schmalster Stelle der Taille umlegen, einhaken, und weitere, von der Taille ausgehende Maße fröhlich messen. Nix verrutscht, das Maßband bleibt wo es ist.

(Es gibt Lot-Maßbänder, welche die in den ersten 10 cm versteift sind, überlange Maßbänder… eigentlich für sämtliche Messzwecke die ihr euch denken könnt 😉 )

Mäßchen Lineal

> Oben: Handmaß, 20 cm

Wenns ganz genau sein soll – die 0 sitzt direkt an der Kante, es ist handlich und sehr flexibel.

> Unten: Geo-Dreieck, 30 cm

Mit 1 cm – Rasterung.

Benutze ich für Nahtzugaben, zum Schnitte zeichnen, fürs Schrägband und und und…

– zwei Messwerkzeuge, auf die ich nicht mehr verzichten will.

3.: Schneiden

Je anspruchsvoller eure Projekte werden, desto stärker wird in euch der Wunsch nach guten Scheren. Soviel ist sicher.

Scheren 1

(Ganz oben: Zuschneideschere, Mitte: kleine Stickschere zum auftrennen und Fäden abschneiden, die Scherenblätter sind sehr spitz, Unten: die „Mittelgroße“ zum Nahtzugaben zurückschneiden usw, für ganz feine Stoffe (Organza usw) )

Scheren2
(Oben: Zickzack-Schere – schneidet eine Zickzack-Kante, schützt den Stoff damit vorm ausfransen, Unten: Papierschere)

Und JA, ihr braucht separate Scheren für Stoff und Papier 😀

Sobald ihr merkt, dass eure Stoffscheren stumpf werden, gönnt ihnen eine Reise zum Scherenschleifer eures Vertrauens. Mit stumpfen Scheren zuschneiden ist einfach nur frustrierend…

Nahttrenner

> Nahttrenner

Achtung, spitz! Wie der Name sagt: zum Nähte auftrennen. Bitte nicht mit zu viel Schwung, sonst habt ihr Löcher im Stoff, eurer Hand oder euren Klamotten.
Schneidematte

Nett zu haben, aber kein Muss: der Rollschneider (Prym – Olfa) (samt Metall-Lineal und Schneidematte (Prym – Olfa)).

Schrägband schneiden usw macht damit einfach mehr Spaß.

4.: Kommen jetzt endlich die Nadeln, oder was?

Ja, jetzt wird endlich genäht 😀

Hier gilt: je mehr, desto besser.
Nadeln

V.l.n.r.:

> Nähmaschinennadeln – welche in eure Maschine passen, steht entweder an der Maschine selbst oder im Anleitungsheftchen.

Die meisten Haushaltsmaschinen laufen mit einer Einheitsgröße von Nadeln, die ihr überall zu kaufen bekommt.

An der Stelle möchte ich euch noch mal ausdrücklich von No-Name-Nadeln abraten. Legt lieber ein paar Euro drauf und kauft Marken – wie z.B. Schmetz, Organ oder Prym.

Die Vielfalt ist auch hier groß: Nadelstärken (70 bis 120), Nadeln für besondere Zwecke (Ledernadeln mit Schneidspitze, Jerseynadeln mit Kugelkopf, Zwillingsnadeln für Doppelstepp).

Macht euch die Mühe und wählt eure Nadel passend zu eurem Projekt aus.

Und, ganz wichtig, tauscht eure Nadeln aus. Öfter.

Sie werden stumpf, sie verbiegen sich, dann lassen sie Stiche aus oder der Faden reisst.

> Handnähnadeln:

Lang, kurz, dünn, dick, wieder mit Schneidspitze, mit stumpfer Spitze zum Sticken – für jeden Zweck gibt es die passende Nadel.

> Stecknadeln

Lang, schmal, sehr spitz, damit sie auch in den dichten Geweben keine Spuren hinterlassen.

Ihr braucht sie massenhaft. Abgesehen davon dass sie gerne auf Nimmerwiedersehen verschwinden, sich verbiegen und in jeder Packung ein paar stumpfe dabei sind.

Finger weg von denen mit Plastekopf. Einmal ausversehen mitgebügelt und ihr habt buntes Schmelz auf dem Stoff.

Nadelkissen

> Nadelkissen – selbsterklärend. Hinein mit den Biestern!

(Halbjährlich mal durchkneten, kleine Nähnadeln flutschen gerne unter den Stoff)

Aus der Kategorie „Nett, aber nicht überlebensnotwendig“:

Nadelbuch

> Nadelbuch

Nadeldose

> Schachtel für Stecknadeln

große Stecknadeln

> Große, lange Stecknadeln

(Wenn ihr viel mit dicker Wolle oder Kunstpelz arbeitet)

5.: Zum Thema Nähgarn:

Ihr kennt das schon – lieber Qualität als NoName-Billig.

„Normales“ Nähgarn ist aus Polyester, scheuer – und reissfest. (Stärke 120 o. 100)

Dickeres Garn für Ziersteppungen ist meist Stärke 30.

In den Altbeständen von Schneidern, Omas und Tanten findet sich noch die Knopflochseide und feines Seidengarn zum nähen.

Leinengarn bekommt ihr auch als „Sternchenzwirn“.

Heftgarn

> Zum heften macht sich Baumwollgarn am besten.

6.: Bügeln

„Gut gebügelt ist halb genäht“ – und das ist wahr!

Auch wenns euch vllt keinen Spaß macht, es erleichtert euch so vieles.

Vor dem Zuschneiden, die Nähte, die Kanten, wenn euer Werk fertig ist – bügeln gehört dazu.

Bügel

> Bügelbrett und -eisen.

Mein Bügeleisen mit Dampfstation leistet mir treue Dienste und ich muss nicht immer Wasser nachfüllen.

Aber ihr könnt auch die Uralt-Eisen ohne Dampf verwenden. Nehmt euch einen Blumensprüher dazu und reguliert die Temperatur, sonst braten euch die Dinger alles weg.

Ärmelbrett

> Ärmelbrett

(hier ein Beispielbild)

Sehr nützlich  – für Ärmel, wie der Name schon sagt, aber auch Hosenbeine.

7.: Kleine Helfer

Sich-Nadeln

> Sicherheitsnadeln, je mehr desto besser. In allen Größen.

(Einziehen von Bändern und Gummi, abstecken definitiv „rausrutsch-sicher“, markieren von Saumlinien, zusammenhalten von kleinen Schnittteilen, zusammengehörige Knöpfe sichern usw)

Fusselrolle

> Fusselrolle

Für eure Kleidung, für das Nähwerk, nach Fell-Fledder-Orgien, für den letzten Schliff, bei Samtfusseln auf dem Bügelbrett.

Fingerhut Pfriem

> Pfriem und Fingerhut

Mit dem Pfriem steche und erweitere ich Nestellöcher.

Aber auch zum auftrennen und zum umstülpen kleinere Nähwerke ist er praktisch.

Der Fingerhut ist selbsterklärend 😉

> Ohne Bild: Bienenwachs-Stück

Zieht euren Handnäh-Faden über das Bienenwachs (mehrmals) um ihn widerstandsfähiger/ gleitfähiger zu machen. Das ist gerade für gröbere, nicht so scheuerfeste Fäden (Wolle, Leinen) wichtig.

> Notizzettel, Bleistifte, Edding, Textmarker, Notizbuch

Gerade bei komplexen Projekten lohnt sich eine Planung im Voraus – Zeichnungen, Maße, Ideen, in einem Notizbuch sammeln hilft den Überblick bewahren.

Mit dem Edding könnt ihr auf euren Probeteilen z. B. anzeichnen, wo Taschen hin kommen sollen, wie lang der Ärmelschlitz wird oder auf welcher Höhe ihr einen Keil einsetzt.

8.: Und woher bekommt ihr das alles?

Einen Großteil der Sachen könntet ihr euch theoretisch im Pfennigpfeiffer, Kaufland, Euro-Shops und ähnlichen Läden beschaffen.

(Ist für einfache Maßbänder, Sicherheitsnadeln, Druckknöpfe etc. auch völlig in Ordnung.)

Qualitativ hochwertiges Zubehör gibts dort aber eher selten.

Ich empfehle euch Karstadt, Näh-Fachgeschäfte und Nähmaschinenläden. Die Firma Prym bietet ein großes Sortiment an Zubehör an.

Außerdem habe ich gute Erfahrungen mit Buttinette gemacht, und viele Onlineshops für Stoff haben einen Bereich für Nähzubehör.

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Wenn ihr das Gefühl habt, dass hier irgendwas fehlt, könntet ihr recht haben 😉 Denn:

Meinen Nähmaschinen und deren Pflege widme ich einen eigenen Blogeintrag.

Vielleicht konnte ich euch mit diesem Eintrag ein paar hilfreiche Sachen zeigen, und das Lesen hat euch wieder Spaß gemacht.

Es grüßt

Das Nadelweib

Ein Blick zurück – Das Blumenkleid

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Heute gibts für euch einen Rückblick in meine Lehrzeit,

als ich im zweiten Ausbildungsjahr war.

2010/2011 war ich Lehrlingsmädel in Erlangen bei Barbara Riederer, in ihrer Werkstatt „neues gewand“.

Währenddessen fiel meiner Berufsschulklasse (BSZ Alfons Goppel in Schweinfurt) in diesem Schuljahr die Aufgabe zu, eine Modenschau für den Tag der offenen Tür auf die Beine zu stellen.

Ich glaube, unsere Fachlehrer legten das Thema „Blumen und Blüten“ fest – dann kam mir die Idee, herauszufinden wo 2011 die Landesgartenschau in Bayern stattfinden sollte. Kitzingen.
Meine damalige Lehrerin für Gestaltung und Konstruktion setzte sich mit den Organisatoren in Verbindung und wir wurden für Modenschauen auf der Landesgartenschau engagiert.

Dann begann die Näherei…

(Achtung, schlechte Foto-Qualität. Meine Digicam gab damals nicht viel her.)
Mamurat-Gewand 1

Dieses Kleid wurde meine Grundlage.

Ich hatte es aus preiswertem Baumwoll-Fahnentuch für einen Larp-Charakter genäht, als ich eigentlich noch gar nicht nähen konnte 😀

Den Charakter gab es nicht mehr, das Kleid hing nur noch im Schrank und suchte nach einer neuen Bestimmung. Und die bekam es auch.

Modenschaukleid ohne Deko klein
Auferstanden aus Ruinen usw…
Ihr seht, ich hab es wirklich völlig verändert.

Kragen weg, tiefer Ausschnitt, Ärmel raus, neue Ärmel aus weißem Batist, der Rock gerafft, ein weißer Unterrock hinzugefügt. 016

… und dann mussten noch die Blumen und Blüten hinzu.

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Von denen hab ich ein paar mehr gemacht, und zusammen mit Kunstblumen-Teilen auf das Kleid genäht.
Die schönste Anordnung heraus zu finden hat eine Weile gedauert, insgesamt gingen drei oder vier Feierabende für das Kleid drauf.

Das sah dann letztendlich so aus:
Blumenkleid auf der Puppe

An der rumblödelnden Trägerin so:

Kleid mit Trägerin

… und von hinten so:

Blumenkleid Rückansicht

Die Blütenverzierung am Ausschnitt:

Blumenkleid Ausschnitt

Dann kam unser großer Tag in Kitzingen…

(Eigentlich waren es zwei, einmal ohne Hüte, einmal mit. Ich hab nur vom zweiten Bilder.)

Hut "anziehen"

Und es war sooo warm an dem Wochenende! Die Hüte wurden von Thomas Hipp, einem Hutmacher aus Kitzingen, gestellt.

DSC_0599_830 kleiner

Zu meinem Kleid passte entsprechen die Schute am besten.

Kitzingen Modenschau II

… und ich war bei der knallenden Sonne sehr froh, sie tragen zu dürfen.

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Trauriger Fakt ist: ich hatte danach nie wieder die Gelegenheit, dieses Kleid zu tragen. Aber es hängt immer noch hier und wartet auf seinen Einsatz =)

Geknöpfte Gugel

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Wieder einmal etwas historisches…

Wenn es um spätmittelalterliche Kleidung geht, ist die geknöpfte Gugel einer meiner absoluten Lieblinge – warum kann ich euch gar nicht sagen.

1. Nachweise und Hintergrund

Für die Dame ist sie ein modischer Bestandteil im später Mittelalter, ab der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Es finden sich nicht sehr viele Darstellungen, aber ein paar gibt es doch…

Gugel_Alexanderroman_1350

(„Alexanderroman“ ca. 1350)

duc du berry 1380

(„Les Tres Belles Heures de Notre-Dame du Duc de Berry and the Turin-Milan Hours1389)

Medieval Combat Society Medieval Combat Society

(Statuen einer Dame und der Ehefrau von Francois I an dessen Grab, La Sarraz, Schweiz)

Als Grundlage für den Schnitt wählte ich ein Schema aus dem Buch „Textiles and Clothing“  – nach den Londoner Textilfunden aus dem 14. Jahrhundert, aus leinwandbindiger Wolle übrigens.

londhd1a

(Crowfoot, Elisabeth; Frances Pritchard and Kay Staniland. Textiles and Clothing, c. 1150-c.1450. (Medieval Finds from Excavations in London: 4) London: HMSO, 1992)

2. Material und Umsetzung Für meine geknöpfte Gugel wählte ich einen (schon etwas älteren) braunen Wollstoff und rotbraunes Leinen als Futter, die Knöpfe sind pyramidenförmig in Zinn gegossen mit Ösen. Genäht habe ich die Gugel komplett von Hand, mit Leinengarn. Die Knopflöcher sind mit einem dunkelbraunen Seidengarn gearbeitet.

 Gugel vorn

Gugel von hinten

Gugeldetails

Ehrlich gesagt bin ich mit den Zinnknöpfen nicht wirklich glücklich.

Knopfdetails 2Pyramidenknopf

Die Form ist hübsch… und ähnliche Knöpfe in der Form sind nachgewiesen. Falls jemand von euch die genauen Nachweis-Daten kennt – bitte schreibt mir, ja?

Aber die Öse ist sehr lang und grob, daher rutschen und kippen die Knöpfe im Knopfloch hin und her… also werd ich mich nebenbei nach zarteren umschauen, die besser sitzen – dann sieht auch die Knopfleiste besser aus.

Die Gugel werde ich im Rahmen mehrerer Living-History – und LARP-Veranstaltungen dieses Jahr tragen – natürlich bekommt ihr die Bilder zu sehen!

Filzhausschuhe – eine kleine Entstehungsgeschichte

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Ende 2014

lief mir wunderschöne Strickwolle zum verfilzen über den Weg, in einem Paket, ausreichend für ein Paar Hausschuhe…

Wollcollage

… und diese Technik hatte ich bisher noch nie ausprobiert! Also ran an die Nadeln, Hausschuhe gestrickt – für welche Quadratlatschen sollten die denn bitte passen?

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Naaaja, aber wenn die Anleitung sagt, dass das so klappt, vertrauen wir mal drauf.

Ich nähte also die hintere Kante zu (Fersenwand) und verfrachtete das Strickwerk mit drei Tennisbällen in die Waschmaschine – kann mir aber nicht vorstellen dass es gesund wäre, sowas öfter zu machen. Das Geräusch von drei Bällen im Schleudergang in der Trommel – ohweia.

Das Ergebnis war allerdings überzeugend: 0197

… Schuhe, deutlich eingelaufen, das Gestrick verdichtet und verfilzt, beim Anprobieren frisch aus der Waschmaschine auch beinahe in der richtigen Größe! … die Anweisung befolgend hab ich sie dann eine Weile getragen, um sie optimal an meine Schuhgröße anzupassen.

Im trockenen, eingetragenen Zustand: Fertig gefilzt und trocken

Gegen die „Wegrutsch“-Gefahr verzierte ich die Schuhsohlen mit Plusterfarbe: Plusterfarbe am Schuh

… die sich nach 2 Minuten im Ofen bei 100 Grad ganz wunderbar plusterte: Plusterfarbe

Und ich war mit dem Endergebnis sehr zufrieden: Fertig und geplustert

Fazit: Sieht zuerst seltsam aus, ist aber ganz leicht zu machen, hält die Füße warm und ist ein tolles Geschenk! (Zum Beispiel für Mütter, die glücklicherweise die gleiche Schuhgröße haben 😉 )