Schlagwörter
Accessoire, Dokumentation, Historisch, Rekonstruktion, Selbstgemacht
Da ist doch ein Haken an der Sache!
– Haken und Ösen als historische Rekonstruktion –
1. Der Fund und geschichtlicher Hintergrund
Ihr habt ja bereits Haken und Ösen im Einsatz gesehen – an meinem Stehfaltenkleid, als Verschluss in der vorderen Mitte.
Dass man diese Verschlussform im späten Mittelalter bzw der frühen Renaissance bereits verwendet hat, belegt ein Fund aus Kempten im Allgäu.
Unter der Zusammenfassung „Mühlberg-Ensemble“ finden sich dort drei spätmittelalterliche Häuser, denkmalgeschützt saniert mit den Adressen „St. Mang- Platz“ Nr. 8, 10 und 12.
Sie befinden sich nördlich der Kirche St. Mang.
Während der Sanierung dieser Häuser im Jahre 1996 bzw einer Ausgrabung im Vorfeld wurden in Fehlböden und Wandverkleidungen Funde aus dem 15. bzw 16. Jahrhundert freigelegt.
Zum Vorscheinen kamen viele Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs, unter anderem auch diese hübsche Kollektion von Haken und Ösen.
Wie diese fertigen und teils unfertigen Stücke in die Häuser am St.Mang-Platz gekommen sind, ist mir aktuell nicht bekannt.
Aber sie bieten einen Einblick in die Arbeit des Heftelmachers (süddeutsch auch Haftelmacher), dessen Berufsstand sich mit der Herstellung von Haken und Ösen beschäftigte.
Die heute im Museum Kempten ausgestellten Funde zeigen einzelne Fertigungsschritte vom geraden Stück Draht bis zum Endergebnis.
2. Meine praktische Umsetzung
Als ich die Überarbeitung meines Stehfaltenkleides anging, stieß ich auf ein Problem.
Ich hatte Haken und Ösen aus Edelstahl angenäht, die ich austauschen wollte. Aber ich wusste nicht, wo ich passenden Ersatz aus Messing oder Kupfer her nehmen sollte.
Allerdings hatte ich Messingdraht und Schmuckzangen daheim, also machte ich mich daran, die Haken und Ösen selbst herzustellen.
Verwendete Materialien und Werkzeug:
- Messingdraht, 0,5mm
- Handmaß (Schneidereibedarf)
- Schmuckzange mit flachen Backen und Schneidekanten
- Schmuckzange mit runden Backen
- Notizzettel und Stift
Ich experimentierte mit verschiedenen Drahtstück-Längen:
Und an der untersten Öse könnt ihr sehen, dass 4 cm zu lang sind und Krüppelösen ergeben 😉
Letztendlich entschied ich mich für 3 cm Drahtlänge. Auf dem Bild seht ihr einen Hakenrohling mit 4,5 cm Länge, dieser Zwischenschritt ist bei beiden Teilen des Verschlusses gleich:
Zuerst werden also zwei kleine Ösen an den Enden des Drahtstücks gebogen (über eine Spitze der Rundbacken-Zange).
Danach wird der Rohling im hintersten Teil der Zange eingeklemmt, dort wo die Backen am dicksten sind.
… mit der Hilfe der Flachbackenzange biegt man den Rohling um die runde Backe – so gleichmäßig wie möglich. Und tada. Fertig ist die Öse.
Nun also zu den Haken…
Begonnen wird wieder mit einem passenden Drahtstück, dieses Mal aber wirklich mit den 4,5 cm Draht.
Anschließend biegt man den Rohling mittig über die Spitze der Rundbackenzange:
… und danach mit der Flachbackenzange die beiden Schenkel des Rohlings zusammen:
Während der Rohling von der Rundbackenzange gehalten wird, biege ich den anderen Teil um eine Backe der anderen Zange.
Anschließend kann man den gebogenen Hakenteil noch ein bisschen flacher drücken, dabei sollte man aber vorsichtig sein.
Damit wäre dann auch der zweite Teil des Verschlusses fertig.
… und nun müssen die Haken und Ösen nur noch angenäht werden. _______________________________________
Quellen: http://de.wiktionary.org/wiki/Heftelmacher http://www.museen-kempten.de/index.php?plink=zeitreise1 http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BChlberg-Ensemble
Ich glaube ich hab mir gerade ein Buch gekauft wo deine Bilder drin sind. Hihi. um1504. Hast du da mitgeschrieben?
LG
Tina
LikeLike
Hi Tina! Nach Rücksprache mit dem Team von um 1504 weiß ich, dass in dem Buch definitiv keine Bilder von mir sind, und nein, ich habe da nicht mitgeschrieben. Welche Bilder meinst du?
LG Louisa
LikeLike
Pingback: Das hält dicht: Ideen für Verschlüsse an Jacken